Umwelt, Arten- und Naturschutz Seychellen
Entstehungsgeschichte
Vor 150-200 Millionen von Jahren zerbrach der Urkontinent Gondwana, der sich Millionen von Jahren zuvor vom Superkontinent Pangaea trennte. Indien, Australien und die Antarktis lösten sich vom heutigen Afrika ab und entfernten sich in östlicher Richtung. Die Entstehung des Indischen Ozeans ist auch auf diese Zeit zurückzuführen. Später teilten sich die Seychellen vom heutigen Indien, welches weiter nach Norden driftete, ab - ein Inseljuwel entstand.
Die heutigen Granitinseln - „innere Inseln“ - der Seychellen erheben sich bis 905 m über dem Meeresspiegel und sind von einem geschlossenen Korallenring, einem „Hausriff“ umgeben. Die Basis der Granitinseln bildet ein unterseeisches Plateau, das zum Urkontinent Gondwana zählte. Die restlichen Inseln – die „äußeren Inseln“ sowie Bird und Denis, die zu den „inneren Inseln“ zählen - bestehen aus Kalkstein. Diese entstanden durch Korallenwachstum nördlich und südwestlich von den Granitinseln.
Einzigartige Lage, Flora und Fauna
Aufgrund der weiten Entfernung der Inseln zum nächsten Festland, war es fast unmöglich, dass sich im Laufe der Evolution neue Arten eindrangen. So entstand eine einmalige Flora und Fauna.
Jede einzelne Insel hat ihre eigene Topografie sowie natürliche Besonderheiten und beheimatet heute noch viele seltene und endemische Pflanzen- und Tierarten. Ein einzigartiges Naturphänomen ist z.B. die Coco-de-Mer, auch als Seychellenpalme bekannt. Sie bildet den größten Samen der gesamten Pflanzenwelt, der durch ihre ungewöhnliche Doppelnussform charakteristisch ist und dem weiblichen Becken ähnelt. Sie ist nur auf den Inseln Praslin und Curieuse beheimatet, wächst jedoch auf Mahé und La Digue vereinzelt. Den Quallenbaum, eine der seltensten Pflanzenarten unserer Erde, den winzigen Seychellen-Baumfrosch und die schwerste Landschildkröte der Welt (auf Aldabra) finden Sie ebenfalls nur auf den Seychellen.
Die ersten Siedler
Die ersten Siedler berichteten von Wälder unglaublicher Schönheit, welche die Inseln bedeckten. Die ersten französischen Seekarten bezeichnen Mahé sogar als Insel des Überflusses (ÎIe d'Abondance). Auch wenn wir die heutigen Seychellen als traumhaft schön bezeichnen können, hat sich die Natur seit der Besiedelung im Jahr 1770 doch etwas verändert. Kokosplantagen wurden systematisch angebaut und Kulturpflanzen eingeführt. Wie z.B. die Zimtpflanze aus Madagaskar. Mittlerweile wird sie nicht mehr in großen Mengen angebaut, da es aufgrund der niedrigen Weltmarktpreise nur wenigen Bauern gelingt, rentabel zu wirtschaften. Die kultivierte Vanille ist eine Orchideenart und wurde aus Zentralamerika eingeführt. Krankheitsbedingt starben jedoch die meisten Pflanzen ab. Dies führte dazu, dass die Seychellen heute nur wenig Vanille exportieren können. Auf einigen Granitinseln findet sich dennoch die Wilde Vanille mit lachsfarbigen Blüten. Auch die Gewürznelke kommt in den höheren Bergregionen der Seychellen in kleinen Mengen vor. All diese Kulturpflanzen und viele tropische, auf den Inseln wachsende Früchte wie z.B. Passionsfrucht, Sternfrucht, die Früchte des Bilimbibaumes (Gurkenbaum), Korosol, Litschi, Banane, Brotfrucht, Mango, Ananas, Guave und Papaya finden Sie auf dem bunten Markt in Victoria.
Der Beginn der Bewirtschaftung
Die Kokosplantagen haben im Laufe der Zeit erhebliche Teile der Urwälder verdrängt. Die Kokospalme ist eine sehr pflegeleichte und vielfältig nutzbare Pflanze. Die Nüsse liefern Kopra – getrocknetes Kernfleisch – aus dem Kokosöl gewonnen wird, sowie Fasern, welche als Füllmaterial für Matratzen und Polster dienen. Die Stämme werden zu Möbeln geschreinert und die Blätter zu Dächern verarbeitet. Aufgrund dieser Eigenschaften stehen nach wie vor hinter dem Anbau der Kokospalme wirtschaftliche Interessen.
Auch die Abholzung und der Export einheimischer Hölzer waren bis zum Beginn des 20. Jahrhundert vom Handel gesteuert. Erwähnenswert ist z.B. das Bois de Fer, auch Eisenholz genannt, welches mittlerweile leider nur noch vereinzelt in den Urwäldern vorkommt.
Zum Glück erkannte man, dass durch die Abholzung den Inseln langfristige Schäden zugefügt werden, wie z.B. Erosion und die Gefährdung von bestimmten Tier- und Vogelarten. Als Folge dessen hat man mit dem Handel aufgehört und versucht in jüngster Zeit gerodete Regionen wieder aufzuforsten. Heute kommen Albizia, Bois Noir, Rosenholz und Mahagoni auf den Seychellen vermehrt vor. Der letztere wurde z.B. neu eingeführt und wird bei der Aufforstung eingesetzt.
Die einzigartige Tierwelt
Die Seychellen zeichnen sich ebenfalls durch einige außergewöhnliche Tierarten aus. Als Heimat von 13 endemischen Vogelarten und 17 Unterarten sind die Seychellen eine Fundgrube für Naturforscher, Ornithologen und Naturfreunde. Zu diesen besonderen Lebewesen gehören z.B. der vom Aussterben bedrohte Seychellen-Paradiesschnäpper, der Seychellen-Rohrsänger, der Seychellen-Wasa-Papagei und der Seychellen-Dajal. Bei den Seevögeln sind die Rußseeschwalben und Feenseeschwalben absolut nennenswert. Diese brüten während der europäischen Sommermonate in gigantischen Kolonien u.a. auf Bird Island und stellen somit ein faszinierendes Naturphänomen dar.
Von den Seychellen-Reptilien war die nur 20 cm lange Sumpfschildkröte, welche auf La Digue lebt, vom Aussterben bedroht, da die Einheimischen sie gerne zu Curry Gerichten oder Souvenir verarbeiteten. Heute steht sie unter Naturschutz. Es gibt auch Eidechsen und Geckos auf den Seychellen. Die letztere ist eine sehr nützliche Reptilie, da sie abends gerne an Wänden und Decken herumläuft und nach Insekten Ausschau hält. Es gibt auch einige, ungiftige, kleine Schlangen auf den Seychellen, die allerdings sehr scheu sind.
Die Insektenwelt der Seychellen ist für die Wissenschaft äußerst interessant. 65 % der auf den Seychellen vorkommende Insekten kommen in der übrigen Welt nicht vor. Dies ist ein weiterer Beweis, dass die Entwicklung der Seychellen erst seit 200-300 Jahren von der Außenwelt beeinflusst wird.
Glücklicherweise ist auf den Seychellen der Fischfang mit riesigen Schleppnetzen nicht erlaubt. Dank dieser Regelung hat sich in den letzten Jahrzehnten die Unterwasserwelt kaum verändert. Die bunte und vielfältige Unterwasserwelt der Seychellen bereitet Tauchern, Schnorchlern und Anglern große Freude. Es gibt verschiedene Arten von Knochenfischen, Knorpelfischen, Clownfischen, Meeresgoldlingen, Anglerfischen, Meereskofferfischen, Zackenbarschen uvm. Die Schlammspringer sind 5-10 cm lange Lebewesen, die sich im Laufe der Evolution sowohl an ein Leben im Wasser als auch an Land angepasst haben. Sie leben an den Mangrovenästen oder kleben knapp oberhalb der Wasseroberfläche an Granitfelsen. Von dort lassen sie sich von den Wellen überspülen bzw. springen selber ins Wasser.
Früher gab es in seichten Küstengewässern der Seychellen viele Seekühe (Dugongs). Leider wurden diese freundlichen Meeressäugetiere damals systematisch gejagt. Als Folge dessen sind sie komplett ausgestorben. Es ist interessant zu wissen, dass Bird Island früher wegen der Seekühe Île aux Vaches (die Kuh) hieß. Ein weiteres kleines Inselchen vor Grand Anse, an der Westküste von Mahé heißt ebenfalls Île aux Vaches Marines. Wale und Haie kommen in den seychellischen Gewässern ebenfalls vor. Diese wurden früher ebenfalls gejagt. Heute ist der Fang dieser Meeresbewohner zum Glück untersagt. Genauso wie der Fang von Meeresschildkröten. Früher lebten diese Tiere in Überfluss auf den Seychellen, deren Fleisch als Delikatesse galt und aus dem Schildpatt Gebrauchsgegenstände hergestellt wurden. Sie wurden sogar in verschiedene Länder exportiert. Heute ist es verboten, Meeresschildkröten zu jagen. Diese Maßnahme kam jedoch zu spät, die Zahl dieser wunderschönen Tiere ist deutlich zurückgegangen. Auf Aldabra gehen dennoch jährlich mehr als 1000 Weibchen an Land und legen ihre Eier ab. Die Insel ist die wichtigste Eiablagestelle im Indischen Ozean. Mit etwas Glück kann Ihnen aber auch eines dieser herrlichen Tiere im Wasser der Inneren Inseln begegnen.
Naturschutz
Im Vergleich zu anderen Ländern ähnlichen Entwicklungsstadiums behüten die Seychellen heute diese einzigartige Natur vorbildlich und versuchen die „kleinen“ Fehler der Vergangenheit durch eine Vielzahl an Maßnahmen zu korrigieren.
Nahezu die Hälfte (215 von 455 km²) der gesamten Landfläche der Inselrepublik steht unter Naturschutz, wie z.B. der Le Morne Seychellois National Park auf der Insel Mahé und der Vallée de Mai Nationalpark auf der Insel Praslin.
Des Weiteren stehen die Wassergebiete der Inseln Sainte Anne, Cerf, Round und Moyenne, die sich östlich von Mahé befinden, unter Naturschutz. Diese Inseln bilden den Ste. Anne Marine Nationalpark. Es gibt weitere Unterwasserschutzgebiete zwischen Anse Royal und der Südspitze von Mahé sowie im Westen der Insel, um Port Launay. Der Silhouette Marine National Park und Curieuse Marine National Park gehören ebenfalls zu den geschützten Gebieten. In den Meeresnationalparks ist es strikt verboten, Meeresbewohner zu fangen oder zu fischen. Das Schnorcheln, Baden und Tauchen ist erlaubt, Anker dürfen jedoch nur an mit Bojen gekennzeichneten Stellen geworfen werden. Grundsätzlich ist es untersagt, am Strand Sand und Muscheln zu sammeln.
Die Inseln Aldabra, Aride und Cousin sind Vogelschutzinseln und dürfen ausschließlich unter Führung bevollmächtigter Wissenschaftler besucht werden.
Auf den Seychellen befinden sich zwei der knapp 200 von der UNESCO erfassten Stätten für Weltnaturerben: Aldabra, eines der größten Atolle der Welt und das Vallée de Mai auf der Insel Praslin.
Es gibt auch Inseln in Privateigentum, auf denen jeweils ein kleines, sehr teures Luxusresort betrieben wird. Die Eigentümer lassen einen großen Anteil der Einnahmen in Naturschutzprojekte zurückfließen. So wird versucht, die vom Menschen verursachten Schäden rückgängig zu machen sowie den vor der Besiedelung gegebenen, ursprünglichen Lebensraum für endemische Pflanzen und Tiere auf der jeweiligen Insel wieder herzustellen. So können sich auch die vom Aussterben bedrohten Pflanzen- und Tierarten in einem geschütztem Biotop vermehren.
Immer mehr Gästehäuser und Hotels auf den bewohnten inneren Inseln setzten sich mit dem Naturschutz auseinander und ergreifen Maßnahmen der Nachhaltigkeit zuliebe. So wird z.B. eigenes Gemüse angebaut, das Wasser mit Solarenergie erwärmt, der Abfall getrennt und reduziert und regionale Produkte bevorzugt.
Die Regierung und die Medien versuchen auch das Bewusstsein der Einheimischen zu sensibilisieren. So dürfen Bäume ohne Erlaubnis nicht gefällt und keine Schildkrötenpanzer zu Souvenirs verarbeitet werden.
Die Bewohner werden zudem aufgeklärt, dass durch die unsachgemäße Entsorgung von Hausmüll, Plastik, Blech und Elektrogeräte große Umweltprobleme entstehen und diese die ganze Bevölkerung betrifft.
Es wurden zu diesem Zweck in den Wohnsiedlungen Abfallcontainer mit Möglichkeit zur Abfalltrennung aufgestellt.
2016 nahmen sogar Studenten der ETH Zürich an einer Fallstudie teil und reisten im Juni für drei Wochen auf die Seychellen. In dieser intensiven Zeit haben sie mit den Studenten der Universität Seychellen sowie mit dem für Umwelt zuständigen Ministerium eng zusammengearbeitet und konnten tolle Lösungsvorschläge zum Thema Abfall präsentieren.
Quelle: Seychelles Tourism Board, Dumont Seychellen von Wolfgang Därr, ETH Zürich